Lexikon
Passivhaus-Standard
Passivhaus-Standard – Hocheffizientes Bauen mit minimalem Energieverbrauch
Der Passivhaus-Standard ist ein international anerkanntes Baukonzept, das sich durch extrem niedrigen Energieverbrauch und hohen Wohnkomfort auszeichnet. Durch eine sehr gut gedämmte Gebäudehülle, hocheffiziente Lüftungssysteme und Luftdichtheit erreicht ein Passivhaus eine drastische Reduzierung des Heizbedarfs, oft ohne klassische Heizsysteme.
1. Merkmale eines Passivhauses
- Maximaler Heizwärmebedarf von 15 kWh/m² pro Jahr (entspricht ca. 1,5 Liter Heizöl pro m² jährlich).
- Primärenergiebedarf (inkl. Haushaltsstrom) maximal 120 kWh/m² pro Jahr.
- Luftdichtheit n₅₀ ≤ 0,6 h⁻¹ (geprüft durch Blower-Door-Test nach DIN EN 13829).
- Sehr gute Wärmedämmung: U-Werte der Gebäudehülle typischerweise unter 0,15 W/(m²K).
- Vermeidung von Wärmebrücken gemäß DIN 4108 Beiblatt 2.
- Hocheffiziente Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung (~75–95 % Wärmerückgewinnung).
- Optimierte solare Wärmegewinne durch große, gut platzierte Fensterflächen.
2. Technische Anforderungen und Maßnahmen im Passivhaus
2.1. Wärmedämmung und Wärmebrückenfreiheit
- Außenwände, Dach, Bodenplatte: Hochwertige Dämmstoffe (λ ≤ 0,035 W/mK) mit dicker Dämmung (~30–40 cm).
- Dämmung der Fensteranschlüsse und Türen: Vermeidung von Wärmebrücken mit thermisch optimierten Rahmen und Dämmkeilen.
- Hauseinführungen müssen wärmebrückenfrei ausgeführt werden (z. B. mit Doyma-Dichtungssystemen für gas- und druckwasserdichte Durchführungen).
2.2. Luftdichtheit und Blower-Door-Test
- Strenge Vorgabe: n₅₀ ≤ 0,6 h⁻¹ (maximal 60 % des Luftvolumens darf sich pro Stunde bei 50 Pa Druckdifferenz austauschen).
- Luftdichte Gebäudehülle nach DIN 4108-7 mit geprüften Abdichtungssystemen.
- Blower-Door-Test nach DIN EN 13829 zur Kontrolle der Luftdichtheit.
2.3. Hocheffiziente Fenster (Passivhaus-Fenster)
- Dreifachverglasung mit U-Werten ≤ 0,8 W/(m²K).
- Spezielle Rahmen mit thermischer Trennung, um Wärmeverluste zu vermeiden.
2.4. Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
- Kontrollierte Wohnraumlüftung (KWL) mit mindestens 75 % Wärmerückgewinnung.
- Vermeidung von Luftleckagen durch dichte Kanalsysteme.
- Frischluftzufuhr bei minimalem Energieverlust.
3. Vorteile des Passivhaus-Standards
✅ Extrem niedrige Heizkosten → Reduktion um bis zu 90 % im Vergleich zu Standardbauten.
✅ Hoher Wohnkomfort → Keine Zugluft, gleichmäßige Temperaturen.
✅ Umweltfreundlich → Deutlich reduzierter CO₂-Ausstoß.
✅ Geringe Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen.
✅ Wertsteigerung der Immobilie → Hohe Energieeffizienz erhöht die Marktattraktivität.
4. Fehlervermeidung beim Bau eines Passivhauses
- Wärmebrückenfreiheit sicherstellen (nach DIN 4108 Beiblatt 2).
- Luftdichte Gebäudehülle konsequent ausführen, um Undichtigkeiten zu vermeiden.
- Lüftungsanlage professionell planen und einregulieren, um Schimmelbildung zu verhindern.
- Hauseinführungen gas- und druckwasserdicht sowie wärmebrückenfrei ausführen, z. B. mit Doyma-Dichtungssystemen.
- Fenster optimal platzieren, um solare Wärmegewinne zu maximieren.
5. Passivhaus-Zertifizierung
Ein Gebäude kann als "Passivhaus-zertifiziert" gelten, wenn es alle technischen Anforderungen des Passivhaus-Instituts (PHI) erfüllt. Dazu gehören:
- Prüfung der Luftdichtheit (Blower-Door-Test).
- Berechnung des Energiebedarfs mit der Passivhaus-Projektierungspaket (PHPP)-Software.
- Einhaltung der U-Werte und Energieverbrauchsgrenzen.
Fazit
Der Passivhaus-Standard setzt Maßstäbe für energieeffizientes Bauen mit minimalem Heizenergiebedarf. Durch hochwertige Dämmung, luftdichte Gebäudehüllen, dreifachverglaste Fenster und Lüftung mit Wärmerückgewinnung wird der Energieverbrauch drastisch reduziert. Die Vermeidung von Wärmebrücken und luftdichte Hauseinführungen sind essenziell, um die hohen Effizienzanforderungen einzuhalten.